Der Schulhof der Schule am Kleinen See. Fenster, Fassade, Schulhof sind sanierungsbedüftig. Aber die Grundanlage ist durchdachte Architektur aus den 70er Jahren.
Zu den wichtigsten Themen der aktuellen Stadtpolitik gehört in diesem Herbst 2023 die Frage, wieviel Geld Eutin für welche Schule(n) ausgegeben soll.
Auf der Wunschliste stehen ein beeindruckender Schulneubau der Grundschule am Kleinen See (hat sich vor kurzem von geplanten 40 Mio. auf jetzt anvisierte 60 Mio. verteuert), die Sanierung der Wisserschule am Standort Berg (gegen die aus unserer Sicht vieles spricht) oder ein Schulneubau der Wisserschule an einem noch immer nicht gefundenen Standort.
Fakt ist, dass die Stadt Eutin sich zwei neue Schulen zu je 60 Mio. nicht leisten kann. Das sprengt den Rahmen des Stadtsäckels deutlich und würde die Schuldenlast zu stark erhöhen.
Bürgermeister Sven Radestock hat bereits vor der Sommerpause eine Priorisierung der Projekte angemahnt. Dazu gehören nicht nur die Schulen, sondern auch acht weitere Projekte, die auf Umsetzung warten. Darunter auch die Schlossterrassen, die Tribüne am Waldeck, die Feuerwehr und die Festspielbühne.
Wir vom Bündnis Eutin wollen Farbe bekennen und in den Diskurs um die Schulen einen fundierten Beitrag einbringen. Unsere Architekten Olaf Blanck und Stephan Langer haben sich beide zu unterschiedlichen Gelegenheiten die Schule am Kleinen See von innen und außen gründlich angeschaut und sind beide unabhängig voneinander zu dem Ergebnis gekommen, dass die Schule am Kleinen See durchaus sanierungsfähig und auch sanierungswürdig ist.
Bisher schien diese Variante undenkbar zu sein. Es ist einige Jahre her, dass eine Begutachtung ergab, dass die Sanierungskosten ebenso hoch wie die Neubaukosten seien, und sich dadurch, quasi als wirtschaftlicher Totalschaden, eine Sanierung nicht lohnen würde. Inzwischen haben sich jedoch die Zeiten geändert und vor allem in der Baubranche sind die Preise davon galoppiert.
Eine umfassende Sanierung der Schule am Kleinen See mit neuen Fenstern, einigen An- und Umbauten und einer gefälligen Anpassung der Außenoptik wäre mit ca. 15 Mio. eine machbare Variante. Ist es nun zu spät, auf diesen Weg umzuschwenken und der Stadt 45 Mio. zu ersparen?
Der Schulbau am Kleinen See eignet sich hervorragend für die energetische Sanierung. Es besteht ein wärmebrückenfreier Rohbau, haustechnisch aufrüstbar, z.B. mit Seewasserwärmepumpe. Die architektonische Substanz ist gut, auch im Innenleben, wie nachfolgendes Foto zeigt:
noch immer ansprechender Innenraum der aktuellen Schule am Kleinen See: hier der Trakt der Außenstelle der Wilhelm-Wisser-Schule am kleinen See
Die Ausschreibung für den Schulneubau am Kleinen See wurde unter der vorigen Bürgermeisterschaft als Architektenwettbewerb vergeben. Der Siegerentwurf hielt die Vorgabe der Stadt Eutin von 40 Mio. als Obergrenze ein und präsentierte einen vielgliederigen, gefälligen Bau mit großzügigen Fluren und vielen vereinzelten Gebäudeanteilen: eine „Clusterschule“, die eine fluente Teilung von Klassen und Gruppen ermöglicht (es entsteht eine sehr große Gebäudeoberfläche, die zwar nach aktuellen Standards isoliert ist, aber insgesamt dennoch einen immensen Energieverbrauch nach sich ziehen wird).
Im vorletzten Bauausschuss vor der Sommerpause erschien der dänische Architekt und offenbarte den Mitgliedern und der Stadt, dass sich bei der Ausführungsplanung (nach deutschen Ansprüchen und rechtlichen Vorgaben) eine Verteuerung der geplanten Kosten auf nunmehr 60 Mio. Euro Gesamtkosten ergeben habe. (!) Kritische Rückfragen gab es dazu allein von uns (Stephan Langer). Von allen anderen Ausschuss-Mitgliedern wurde diese Teuerung von immerhin 50% anstandslos durchgewunken und die nächsten Bauabschnitte beantragt. Es schien das Motto: „Augen zu und durch“ vorzuherrschen und tut es noch immer, da fast alle anderen Fraktionen das Projekt durchziehen wollen, weil es „schon so weit fortgeschritten“ sei.
Wir sind der Meinung, dass dieses Projekt sofort gestoppt werden muss. Wenn die Stadt sich für eine Sanierung entscheidet, können 45 Mio. Euro gespart werden. Das würde genug finanziellen Spielraum für andere wichtige Projekte wie die aktuell geplante Feuerwehr und auch die Sanierung der Schlossterrassen übrig lassen.
Die Kündigung des bestehenden Architektenvertrages macht die bereits entstandenen Kosten von 1,5 Mio. Euro nicht ungeschehen. Aber es wäre immer noch eine Ersparnis von ca. 43,5 Mio. Euro.
Auch ein anderer Punkt ist uns hierbei wichtig: Beim jetzt geplanten Neubau der Clusterschule am Kleinen See wird in zwei Bauabschnitten während des laufenden Schulbetriebes neu gebaut werden. Das bedeutet 4-5 Jahre lernen unter Baulärm! Ein ganzer Jahrgang wird Schule nur unter Baustellenbedingungen kennenlernen. Geht das nicht besser?
Wir haben zwei Varianten-Ideen ausgearbeitet und bereits durchgerechnet. Bitte lesen Sie bis ganz nach unten!
Bildung ist unser wichtigstes Gut …
Wir wollen, dass alle Schülerinnen und Schüler Eutins in der nahen Zukunft ein gutes und tragfähiges Lernumfeld haben.
Bei den letzten Ausschuss-Sitzungen konnte man den Eindruck gewinnen, dass für die Schülerinnen und Schüler der Wisser-Schule die Aussicht auf einen Schulneubau in weite Ferne gerückt ist. Gemäß der Aussage der FDP hat sie sich durch ihre gescheiterten Versuche einer Bürgerinitiative zum Standortwechsel „selbst wegpriorisiert“.
Hier wird außer Acht gelassen, dass der Wilhelm-Wisser-Schule schon seit Jahren der Platz für alle Schüler fehlt. Deshalb werden die 5. und 6. Klassen an der Außenstelle der Wilhelm-Wisser-Schule am Kleinen See unterrichtet. Der jetzige Standort am Berg ist schlichtweg zu klein. Das von der Bürgerinitiative abgelehnte Konzept einer Sanierung und Ausbau am Standort am Berg löst das grundsätzliche Platzproblem nicht.
Schule ist mehr als nur ein Bildungsort. Hier findet Erziehung und Sozialisation statt, hier werden Freundschaften fürs Leben geschlossen und ein soziales Miteinander erlernt. Schule hat sich in den letzten Jahren verändert und bedarf eines Neudenkens. Neben dem Klassenzimmer findet Bildung auch an anderen Lernorten statt: auf dem Schulhof oder in der Sporthalle, in der offenen Ganztagsschule aber auch, beim naturnahen Lernen z. B. in einem Schulgarten. Schule hat den Auftrag Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit herzustellen. Dies gelingt allerdings nur, wenn unsere Schulen zukunftsgerichtet aufgestellt sind. Dazu zählen moderne und gut ausgestattete Schulgebäude, Differenzierungsmöglichkeiten, Digitalisierung und motivierte Lehrkräfte.
Deswegen unterstützen wir die Forderung der ehemaligen Bürgerinitiative „Mehr Raum für Entwicklung“ für einen Standortwechsel der Wilhelm-Wisser-Schule und haben seinerzeit als Freie Wählergemeinschaft den Antrag auf Vergleich der beiden Standorte gestellt, dem sich alle anderen Eutiner Fraktionen angeschlossen haben.
Das Bündnis Eutin stellt nun an dieser Stelle zwei tragfähige und kostengünstige Varianten zur Diskussion.
Variante 1
Neubau der Wisser-Schule an der Blauen Lemkuhle oder einem alternativen Standort und energetische Sanierung Grundschule und Förderzentrum am Kleinen See
Kosten: Neubau der Wisser-Schule: 60 Mio €, Sanierung der Schule am Kleinen See: 15 Mio €
Pluspunkt: deutliche Kostenersparnis im Vergleich zum Neubau der Grundschule
Variante 2
Die Wilhelm-Wisser-Schule nutzt Interimslösung (Container), Verlegung der Grundschule inkl. Förderzentrum an den jetzigen Standort der Wisser-Schule am Berg und Neubau der Wilhelm-Wisser-Schule am Standort am kleinen See
Kosten: Neubau der Wisser-Schule: 60 Mio €, Bauliche Anpassungen Grundschule und Förderzentrum am Berg: 5 Mio. €
Pluspunkte:
- günstigste und insgesamt Klimaschonendste Variante
- flächensparende Gesamtlösung unter Schonung des Außenbereichs an der blauen Lehmkuhle (Stichwort Moorlinse)
- beide Schulen bleiben zentral in der Stadt
- Standort am Berg in baulich gutem Zustand und kann relativ zügig für die Grund- und Förderschule hergerichtet werden (Planungs- und Bauzeit beträgt weniger als zwei Jahre)
- die Grundschüler würden ohne Baulärm und Baustellenbeeinträchtigungen die Schule wechseln
- die bereits aufgebauten Schulcontainer der Interimslösung würden auch zweckbestimmt genutzt werden, da sie für eine weiterführende Schule mit Fachräumen (wie die Wilhelm-Wisser-Schule ist) konfiguriert ist
- kein Schulgebäude ist „übrig“ – eine Nachnutzung der jetzigen Wisser-Schule muss nicht gefunden werden